6. Rennen am Nürburgring

Rennbericht von Martin:
Hallo zusammen

Wieder einmal gibt es noch mehr zu erzählen, respektive zu schreiben, aber so ein Sonntag ist ja lange – sogar länger als das Rennen gestern!

Freitagfrüh fuhren Michael, Roli und ich wieder los Richtung Nürburgring. Im Auto wurden diverse Taktiken besprochen und immer wieder festgestellt, dass es im Rennen eh anders laufen wird. Was wir zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht wussten, beides trat ein, respektive noch viel mehr.

Pünktlich zur Fahrzeugabnahme waren wir dort. Aus taktischen Gründen haben wir einen Nummernwechsel vorgenommen, d.h. dass das neue Fahrzeug nun die Nummer 170 hat und der bisherige auf die 176 wechselt. Die 176 kam problemlos durch die Abnahme und bei der 170 mussten kleine Sachen noch gemacht werden. Dieses war aber schnell erledigt und so konnte alles seinen Lauf nehmen.

Nach und nach kamen die anderen an, und sogar unser Onkel Hartmut hat sich zu uns verirrt. Beim gemütlichen traditionellen Abendessen im Hotel Rieder wurde viel gefachsimpelt und unsere im Vorfeld diskutierten Taktiken besprochen. Nur eines wurde nicht mehr diskutiert: die Fahrereinteilung. Diese war gemacht und konnte nicht umgeändert werden, damit eben alle ihre Pflichtrunden absolvieren könnten. Eine kleine Aenderung wurde noch gemacht, aber sonst ging es alles nach Theorie – so meinten wir wenigstens. Wir verzogen uns ins Hotel Sonneck. Ach übrigens, es regnete!

Der Morgen war schön, schön nass. Es regnete in Strömen, d.h. unsere Theorie musste bereits geändert werden, da wir mit schönem Wetter gerechnet hatten. Wir fuhren zur Rennstrecke. Wie immer im Gepäck die super Sandwiches vom Hotel Sonneck und ganz viele Bananen. Bis zum Abend wird praktisch alles aufgegessen sein, genauso wie die vielen kleinen Schokis aus unserem neuen Teamkühlschrank.

Nach der Fahrerbesprechung gings ab zum Training. Es regnete und die Reifenwahl war einfach. Wir fuhren unsere Qualifikationsrunden nach Plan. Ich machte auf der 176 den Startturn. Die Runde fuhr ich gemütlich im Regen um die Strecke auszukundschaften, Roli machte es mit der 170 gleich. Nach einer Runde wurde gewechselt. Die neue Herausforderung war ja nun, das Chantal, Michael und ich auf beiden Fahrzeugen gemeldet waren, demzufolge mussten wir nach Reglement je eine gewertete Runde in beiden Rennautos fahren. Da das Training maximal 90 Minuten dauert und so eine Regenrunde über 12 Minuten dauert, wurde es gegen Ende knapp, aber alle schafften es und so standen wir mit beiden Fahrzeugen in der Startaufstellung, und das bei 200 gemeldeten Fahrzeugen.

Jetzt schien die Sonne und wir freuten uns auf einen warmen Samstagnachmittag. Meine Nervosität hielt sich noch in Grenzen. Wir Fahrer besprachen nochmals untereinander alle Möglichkeiten ab, was ist, wenn was passieren sollte und dann ging es los. Es schien die Sonne, aber es regnete in Strömen – das ist das typische Eifelwetter. 10 Minuten vor der Schliessung der Boxengasse entschieden wir, dass wir mit Regenreifen losfahren werden. Chantal auf der 170 und ich auf der 176. Wir fuhren raus, und es regnete nicht mehr !  – wir standen aber in Regenreifen am Start. Zum Glück ging es relativ schnell los und nach der Aufwärmrunde rasten fast 200 Fahrzeuge über den Ring. Die Sonne wurde stärker und die Strecke trocknete schnell ab. Ich fuhr hinter Chantal her. War echt cool, zwei Teamfahrzeuge im Formationsflug zu sehen. Nach der zweiten Runde überlegte ich mir ( Achtung Strategie ), wenn Chantal nicht zum Reifenwechsel an die Boxe kommt, dann fahre ich jetzt rein, so würden wir weniger Zeit verlieren. Also holte ich mir meine Slicks ab. Ich freute mich auf die nächsten schnellen Runden und hetzte den anderen hinterher. Doch plötzlich, nein es darf ja nicht wahr sein, es regnete wieder, aber nicht etwa ein bisschen tröpfeln, nein Petrus öffnete sämtliche Schleusen. Ich musste sehr langsam fahren, und mit sehr langsam meine ich wirklich sehr langsam, über 20 km/H ging auf keinen Fall! Und schon waren überall gelbe Flaggen geschenkt, die mich auf Gefahren aufmerksam machten. Es standen bereits einige Fahrzeuge am Rande, die fuhren einfach zu schnell. Die sind auf diesem glatten Boden halt abgeflogen ( siehe Video, ich fahre bei 3.28 vorbei ). Diesen Eiertanz tat ich mir nicht weiter an und so stand ich bereits nach der vierten Runde wieder an der Box und holte Regenreifen. Ich stieg aus, um einen ungeplanten Fahrerwechsel zu machen, aber der zweite Fahrer war nicht da – ich wieder rein ins Auto, wieder angebunden und los geht’s. Jetzt konnte ich ein wenig schneller fahren und es machte mehr Spass. Natürlich war ich über mich selber wütend, ich hatte sprichwörtlich verwachst und meine Strategie ist nicht aufgegangen. Ich fuhr meine zwei Runden zu Ende und kam in die Box zum geplanten Boxenstopp. Christian übernahm das Auto 176.

Chantal hatte ihren Turn auch fertig ( Roli hat nun die 170 übernommen ) und wir diskutierten angeregt über die letzte Stunde. Sie fand das natürlich mega cool, vor ihrem Onkel auf der Rennstrecke zu fahren und ihn immer im Rückspiegel zu sehen. Ich musste mich nun ein wenig erholen, was essen, viel trinken und das Wetter beobachten. Es tröpfelte noch leicht und die Strecke war noch nass, d.h. immer noch Regenreifen. Ich war geplant, dass ich nach einer Stunde die 170 übernehmen werde, um auch auf diesem Fahrzeug meinen zweiten Renneinsatz zu absolvieren. Ich zog mich wieder an, Ohrenstöpsel für den Funk rein, feuerfeste Sturmhaube anziehen und plötzlich hörte ich es rufen, die 176 mit Christian sei gecrasht. Sch…. dachte ich und zog mir meinen Helm an, nur nicht in der Konzentration stören lassen. Die 170 kam rein, Roli gab mir noch ein paar Tipps, wie es unterwegs aussah ( das tönte übrigens nicht so toll ) und ich stieg ein. Ich bekam nun die Info so am Rande mit, dass die 176 langsam wieder unterwegs sei und Richtung Box fuhr. Ich fuhr los und war wieder allein für mich. Man ist da so für sich, denkt nur an die nächste Kurve, konzentriert sich auf die Gegner und beobachtet die Streckenposten. Uebrigens, es regte nicht mehr und nun wurde die Strecke richtig rutschig und schmierig. Ich war gerade auf der zweiten Runde und fuhr Richtung Eiskurve, da war wieder Gelb, dann Doppelgelb ( d.h. Fahrzeug blockiert die Fahrbahn ). Ich verlangsamte das Tempo und dann erschrak ich, wurde bleich im Helm, da stand unser Auto, die 176 quer – hinten kaputt, vorne kaputt – ich konnte gerade noch den Helm erkennen, es war Michael im Auto, mein Bruder. Einmal tief durchatmen und Vollgas weiter – was das auch immer heissen mag. Als ich das nächste mal an der Unfallstelle durchkam, war das Auto nicht mehr da, d.h. es konnte zum Glück nicht so schlimm sein. Nach drei weiteren Kurven stand das Wrack nun in einer Ausbuchtung am Strassenrand. Aber auf der falschen Seite. So konnte Michael nicht auf die andere Seite, um wieder an die Boxen zurückzukommen, den er musste ja noch auf der 170 die Pflichtrunden erfüllen. Nun kam unsere Taktikgespräche zum Zuge, hoffentlich hat man alles bei der Box mitbekommen. Nachdem ich Michael auch nicht neben dem Auto sah, gab es nur zwei Varianten. Er war verletzt mit dem Krankenwagen weg, oder er war auf dem Rückweg in die Box. Ach übrigens, ich war ja immer noch unterwegs mit knapp 200 Sachen mit den schmierigen Kurven und den anderen. Also, weiter volle Konzentration und noch die letzte Runde gefahren, zum ausserplanmässigen Stopp, weil nun eine andere Strategie zum Zuge kommt, oder doch nicht? Egal, die Regenreifen bauten weiter ab und ich musste sowieso zum Reifenwechsel kommen. Plötzlich war wieder gelb und da sah ich einen weiteren Unfall. Das war der Leader in unserer Klasse, der ausgeschieden ist. Jetzt war es definitiv mit dem Geplanten vorbei.

Roli übernahm das Auto, Trockenreifen, randvoll getankt und ab gings – so konnten wir ein wenig taktieren und alle Eventualitäten abdecken. Ich liess mich total erschöpf zuerst mal aufklären, was alles genau abgelaufen sei und wo Michael ist. Da lief er doch zum Glück bereits in der Box rum. Er war mit unserem „geplanten Abholdienst“ zurückgeholt worden und konnte sich so vorbereiten auf seinen zweiten Turn. Natürlich musste er zuerst berichten, was passiert wahr und neugierig standen wir herum und hörten dem allem zu. Irgendwie sei das Auto einfach abgebogen und eingeschlagen. Offenbar war die Spurstange gebrochen, aber im nach herein hin, ist es schwierig, weil man ja noch nicht nachschauen konnte, wie das Auto aussieht.

Nun aber wieder zum noch fahrenden Fahrzeug. Wir sind im Moment auf der 3. Position und doch noch fast 2 Stunden zu fahren. Dieses ist eine sehr lange Zeit im Motorsport. Roli spult eine schnelle Runde nach der anderen ab. Im Live-Fernsehen konnten wir sogar sehen und dann fror uns allen das Gesicht ein – ein Dreher der 170!  Wieder Ausfall ? Läuft das Auto wieder an ? Sekunden kommen ein wie Minuten vor. Dann fuhr er endlich weiter. Wir haben alle mal kurz durchgeschnauft. Dann fuhr er sogar noch die schnellste Runde von uns. Wir kommen zum letzten Fahrerwechsel. Michael übernahm das Steuer der 170. Wie würde er den Crash verkraften. Mein Bruder, cool wie er ist, fuhr schnell und konstante Rundenzeiten. Damit er aber nicht zu schnell fuhr, dafür hat Petrus wieder gesorgt. In der Schlussviertelstunde hat er wieder alle Schleusen geöffnet und soviel Wasser geschickt, dass die Rennleitung wieder aus Sicherheitsgründen vernünftig entschieden hat, das Rennen vorzeitig zu beenden!

Und jetzt die Resultate:

Gestartet: 187 Fahrzeuge

Fahrzeug 170:  Gesamtrang: 96 Klassenrang: 2

Schnellste Teamrunde: Roland in Runde 21     10.15.385 Durchschnittsgeschwindigkeit  142.559 Trockenreifen

Fahrzeug 176: Gesamtrang: nicht gewertet, Ausfall in Runde 11 Klassenrang: nicht gewertet, Ausfall in Runde 11

Schnellste Runde: Christian in Runde 9    11.16.715 Durchschnittsgeschwindigkeit  129.639        Regenreifen

In der Gesamtwertung haben wir unser weiteres vorläufiges Ziel erreicht:  wir sind in den Top 100 !!!! von 1007 Teilnehmern

Michael:           95.   Rang   (6 Starts)
Martin:              95.   Rang   (6 Starts)
Chantal:            141. Rang   (4 Starts)
Roli:                 256. Rang   (4 Starts)
Christian:          430. Rang   (4 Starts)

Nach der Siegerehrung ( natürlich wieder im Regen ) kam dann das „Wrack“ zurück ins Fahrerlager. Diverse Schäden hinten und besonders vorne. Da werden die Mechaniker wieder viel zu tun haben. Aber es kann repariert werden und das ist ja schon mal gut.

Fazit von diesem Weekend:

Die Gesundheit steht über dem Erfolg. Wir sind froh, dass es bei beiden Abflügen keine Personenschäden gegeben hat. Wir freuen uns aber umso mehr, dass wir auf Platz 2 angekommen sind!

Ach übrigens, es regnete praktisch während der gesamten Heimfahrt.

Bildmaterial
http://youtu.be/-_Yof7XLfFY    unsere Durchfahrt bei 3.28

ich wünsche euch allen ein schönen Wochenstart und bis zum nächsten Bericht
liebe Grüsse aus dem sonnigen ( ! ) Widen
Martin